Wie viele von Theodor Fontanes Schriften beruht auch seine Novelle Grete Minde auf einer wahren Begebenheit. Ein Stadtbrand hatte am 13. September 1617 die Stadt Tangermünde zu weiten Teilen vernichtet. Schnell kam der Verdacht der Brandstiftung auf und Ermittlungen in diese Richtung begannen, doch erst um die Jahreswende 1618/1619 fiel der Verdacht auf Grete Minde, ihren Ehemann Tonnies Meilahn und weitere „sociis criminis“, wie es in der Gerichtssprache des 17. Jahrhunderts heißt. Vor dem Hintergrund eines Verdachts der Rache Mindes für ein ihr nur unvollständig überlassenes Erbteil wurden sie, Tonnies Meilahn und eine weitere Person des „Mordbrands“ für schuldig befunden und am 22. März 1619 hingerichtet. Die Dokumente dieses Prozesses sind nahezu vollständig überliefert.
Aus Minde entwickelte sich – im Kontrast zu den vergessenen anderen Beteiligten – eine lokale Legendenfigur, von der auch Theodor Fontane auf einer seiner Reisen erfuhr und an die er seine Novelle Grete Minde anlehnte. Der Vortrag geht den Spuren der damaligen Ereignisse in Tangermünde nach und zeigt die verschiedenen Überlieferungsstränge auf, die bis zu Fontane, den von ihm genutzten Quellen und dem Einfluss seiner Darstellung der Grete Minde auf ihre Wahrnehmung reichen.