Der Fontanekreis Zeuthen lädt herzlich ein!
Vortrag Prof. Iwan-Michelangelo D‘Aprile (Berlin)
Theodor Fontane wird heute in der Regel nicht zu den literarischen Helden der ersten demokratischen Revolution in Deutschland gezählt. Zu gebrochen erscheint sein Verhältnis zur Revolution, zu widersprüchlich seine politische Position, zu wechselhaft seine Autorenbiographie. Revolutionäres Engagement und gesellschaftskritische Romane stehen neben dem jahrzehntelangen Pressedienst für regierungsnahe und gegenrevolutionäre Zeitungen sowie dem entsprechenden Preußen-Schrifttum. Hinzu kam ein, auch familiär bedingtes strukturkonservatives und staatsfrommes Umfeld, das nach dem väterlichen Bankrott eine wichtige subsistenzerhaltene Funktion hatte.
Weit weniger präsent ist, in welchem Ausmaß Fontane in bedeutenden frühdemokratischen Vereinen, Gruppierungen und Periodika aktiv war, wie sehr er sich während der Revolution engagierte und wie zentral das Revolutionsthema für sein literarisches Werk noch über 1848 hinaus blieb. Dies manifestiert sich in einem umfassenden Textkorpus, das von Gedichten, Dramenentwürfen, Übersetzungen und literaturhistorischen Abhandlungen bis hin zu Leitartikeln, Zeitungskorrespondenzen und zahlreichen Briefen reicht.
Das Meiste davon wurde zu Fontanes Lebzeiten nicht publiziert, vieles blieb Entwurf oder findet sich nur im nicht-öffentlichen Medium der Privatkorrespondenz. Bis zu seinen letzten Alterswerken war die Revolution von 1848 für ihn alles andere als ein erledigtes Thema.
In dem Vortrag werden die vielfältigen Stellungnahmen Fontanes zur Revolution und zur Frage der Demokratie diskutiert, wobei sich über alle biographischen Brüche hinweg durchaus einige Kontinuitäten ausmachen lassen.
